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Referenzschichtmodelle

Was sind Referenzschichtmodelle?

Ein Referenzschichtmodell stellt die komplexe Kommunikation innerhalb von Netzwerken strukturiert aufgeteilt in Schichten (Englisch: Layers) dar. Jede Schicht übernimmt klar definierte Aufgaben und bietet eine standardisierte Schnittstelle. Darüber hinaus können durch die Nutzung desselben Referenzmodells unterschiedliche Unternehmen Produkte entwickeln, welche untereinander kompatibel sind.
Heutzutage werden, mit sehr seltenen Ausnahmen, drei verschiedene Schichtmodelle genutzt. OSI, TCP/IP und IEEE 802.


Die Zwecke von Referenzschichtmodellen

  • Komplexitätsreduktion
  • Modularisierung
  • Herstellerübergreifende Interoperabilität
  • Erleichterte Fehlerlokalisation
  • Unabhängig von spezifischer Hardware und spezifischen Technologien

  • Das OSI-Modell

    OSI steht für Open Systems Interconnection (Deutsch etwa: Offene Systemverbindung) wurde 1977 von der ISO (International Organization for Standardization, Deutsch: Internationale Standardisierungsorganisation) initiiert und wurde 1984 als ISO 7498 veröffentlicht. Das OSI-Modell wurde als universelles Standardmodell für alle Netzwerke entwickelt.


    Schichten und Aufgaben des OSI-Modells


    Das OSI-Modell in der Praxis

    Das OSI-Modell wird zur Strukturierung von Protokollen, Netzwerktheorie und Lehre genutzt. Praxisnahe Implementierungen orientieren sich nur grob daran.


    Das TCP/IP-Modell

    Die ARPA, später DARPA ((Defense) Advanced Research Projects Agency, Deutsch etwa: Behörde für fortschrittliche (Verteidigungs-) Forschungsprojekte) entwickelte das TCP/IP-Modell in den 1970er Jahren für ihr ARPANET (Advanced Research Projects Agency NETwork). 1983 wurde das TCP/IP das Standardmodell im ARPANET.


    Interessanter Fakt: Das ARPANET wurde entwickelt, um im Kriegsfall Infrastruktur zerstören zu können, während es selbst sogar einen atomaren Angriff überstehen sollte. Es ist der direkte Vorgänger des heutigen Internets. Die ARPA wurde 1958, also ein Jahr nach dem "Sputnik-Schock", gegründet, weil die USA technologisch nie wieder überrascht werden wollten. Die "Defense"-Ergänzung (ARPA → DARPA) erfolgte dann 1972.

    Schichten und Aufgaben des TCP/IP-Modells

    5 Anwendungsschicht Alle anwendungsnahen Protokolle (z.B. HTTP, FTP, SMTP) (OSI 5-7)
    4 Transportschicht Ende-zu-Ende-Kommunikation (TCP, UDP)
    3 Internetschicht Routing und logische Adressierung (z.B. IP, ICMP, ARP)
    2 Sicherungsschicht Fehlerkontrolle, Rahmung, Zugriffskontrolle (z.B. MAC-Adressen)
    1 Physische Schicht Übertragung von Bits via Stecker, Kabel und/oder Signalpegel

    Anmerkung: Ursprünglich war das TCP/IP-Modell nur mit vier Schichten ausgestattet, dabei sind die ersten beiden Schichten als sogenannte Netzzugangsschicht vereint. Die Nummer der restlichen Schichten werden entsprechend um 1 verringert. Das 5-schichtige TCP/IP-Modell ist aber praxisgerechter und funktional korrekter als das 4-Schichtige.

    Das TCP/IP-Modell in der Praxis

    Das TCP/IP-Modell ist das praktisch umgesetzte Modell des Internets, es ist flexibler als das OSI-Modell und konkret auf die Internet-Protokollfamilie (IPv4, IPv6, HTTP, FTP, DNS, DHCP, SMTP, POP3, usw.) ausgelegt, daher wird es in der Netzwerktechnik und -administration als praktisches Schichtmodell genutzt.


    Das IEEE 802-Modell

    Das Institute of Electrical and Electronics Engineers (kurz: IEEE, Deutsch etwa: Ingenieursvereinigung für Elektrotechnik und Elektronik) entwickelte im Jahr 1980 das IEEE 802-Modell, welches seit dem Standards für lokale Netzwerke (LANs) und stadtweite Netzwerke (MANs) spezifiziert. Dieses Referenzmodell beschränkt sich auf die ersten beiden Schichten des OSI-Modells bzw. des 5-schichtigen TCP/IP-Modells.


    Anmerkung: Die 802 ist tatsächlich einfach nur die Projektnummer. Die IEEE hat im Februar, also im 2. Monat, des Jahres 1980 ein Komitee zur Standardisierung von lokalen Netzwerken (LANs) und stadtweiten Netzwerken (MANs) gegründet und die Projektnummer setzte sich einfach aus dem Jahr (80) und dem Monat (2) zusammen.

    Schichten und Aufgaben des IEEE 802-Modells

    1. Bitübertragungsschicht: Übertragung von Bits via Stecker, Kabel und/oder Signalpegel.
    2. Sicherungsschicht: Diese Schicht wird weiter unterteilt:
      1. Logical Link Control (LLC, IEEE 802.2): Rahmensteuerung, Fehlerbehandlung, Flusskontrolle.
      2. Media Access Control (MAC, IEEE 802.3): Zugriffssteuerung, Adressierung, Kollisionsvermeidung.

    Interessantes: Die IEEE ist mit über 400.000 Mitgliedern die weltweit größte Berufsorganisation für Ingenieure. Sie entstand im Jahre 1963 aus der Fusion des 1884 gegründeten AIEE (American Institute of Electrical Engineers, Deutsch etwa: Amerikanisches Institut für Elektroingenieure) und dem 1912 gegründeten IRE (Institute for Radio Engineers, Deutsch etwa: Institut für Funkingenieure).

    Bedeutung

    IEEE 802 spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung physischer Netzwerke und LAN-Technologien. Insbesondere für Hardwarehersteller und Netzwerkprotokolle sind diese Standards essenziell, da sie eine einheitliche Grundlage für Kompatibilität und Interoperabilität schaffen. Durch IEEE 802 wird sichergestellt, dass Geräte verschiedener Hersteller nahtlos zusammenarbeiten können.


    Beispiele

    IEEE 802 umfasst zahlreiche Unterstandards, die verschiedene Netzwerktechnologien definieren:


    Vergleich der Modelle

    Aspekt OSI TCP/IP IEEE 802
    Schichten 7 5 (4) 2
    Fokus Universelles Lehrmodell Praktisches Internetmodell LAN/MAN, Schicht 1 und 2
    Nutzung Lehre, Strukturierung Internet, reale Netzwerke LAN-Standards (Ethernet, WLAN)
    Modularität Hoch Weniger hoch Auf Schicht 1 und 2 beschränkt
    Flexibilität Hoch, aber komplex Sehr flexibel und pragmatisch Für physische Netzwerke optimiert

    Interessante Details und Trivia


    Weitere (historische) Referenzschichtmodelle

    SNA

    Die Systems Network Architecture (SNA) wurde 1974 von IBM entwickelt und war eine hierarchische Netzwerkarchitektur speziell für die Kommunikation zwischen Großrechnern. SNA definierte klare Kommunikationsschichten, war jedoch exklusiv auf IBM-Maschinen ausgelegt und nicht als offener Standard verfügbar. Es ähnelt mit seinen sieben Schichten grob dem OSI-Modell. Die Schichten waren:

    7 Transaction Services Layer Anwendungslogik
    6 Presentation Services Layer Datenformatierung
    5 Data Flow Control Layer Sitzungssteuerung
    4 Transmission Control Layer Verbindungsmanagement
    3 Path Control Layer Routing, Paketvermittlung
    2 Data Link Control Layer Rahmenbildung, Fehlerkontrolle
    1 Physical Control Layer Bitübertragung

    SNA wurde in den 1980er Jahren vereinfacht zu APPN und APPC, welche heute noch vereinzelt in sogenannten Legacy-Systemen (Legacy = Erbe, Altlast) wie z.B. in Banken benutzt werden. es ist immer IBM spezifisch geblieben.


    DECnet

    Die DECnet-Architektur entstand 1975 durch die Digital Equipment Corporation (DEC) und basiert auf einem 5-Schicht-Modell.
    Die Schichten des verbreitetsten Modells (Phase IV) waren:

    5 Application Layer Dienste wie Dateitransfer
    4 Network Layer Routing, Adressierung
    3 Transport Layer Ende-zu-Ende-Kommunikation
    2 Data Link Layer MAC-Adressen, Fehlererkennung
    1 Physical Layer Hardware, z.B. Stecker, Kabel, Ethernet

    DECnet Phase V migrierte 1987 zu OSI-Standards, um in der internationalen Technologieentwicklung kompatibel zu bleiben, denn zu jener Zeit etablierten sich OSI und TCP/IP als Standard in der IT-Welt, wobei TCP/IP das Rennen letztendlich gewann.
    DEC wurde 1998 von Compaq übernommen.


    AppleTalk

    Apple führte 1985 AppleTalk als Protokollfamilie für lokale Netzwerke ein. Obwohl AppleTalk eigene Schichtkonzepte enthielt, wurden diese nie formal standardisiert, sondern blieben auf Apple-Geräte beschränkt.
    Es nutzte ein informelles, 6-schichtiges Modell:

    6 Application Layer z.B. Apple Filing Protocol (AFP)
    5 Session Layer AppleTalk Session Protocol (ASP)
    4 Transport Layer AppleTalk Transaction Protocol (ATP)
    3 Network Layer Datagram Delivery Protocol (DDP)
    2 Data Link Layer LocalTalk Link Access Protocol (LLAP)
    1 Physical Layer z.B. LocalTalk über RS-232

    AppleTalk wurde von 1999 - 2009 vollständig aus den Betriebssystemen von Apple entfernt und durch TCP/IP kompatible Protokolle ersetzt.


    X.25

    Ein früher Standard für paketvermittelte Netzwerke war X.25, entwickelt von der ITU-T im Jahre 1976. Es dominierte vor TCP/IP, besonders in Europa, und war Grundlage für viele erste kommerzielle Datennetze (z.B. Datex-P in Deutschland).
    Hierbei handelt es sich um ein 3-schichtiges Modell:

    3 Network Layer (PLP) Adressierung via X.121-Adressen (eine Vorversion von IP-Adressen)
    2 Link Layer (LAP-B) Fehlerkorrektur pro Hop ("reliable wires")
    1 Physical Layer RS-232, V.24 (analog) oder ISDN (digital)

    Interessanter Fakt: TCP/IP übernahm das Prinzip der Fehlerkorrektur von X.25, verlagerte sie jedoch von einer Hop-zu-Hop-Kontrolle (jeder Knoten prüft) zu einer Ende-zu-Ende-Kontrolle. Dadurch müssen Router nur noch "dumm" Pakete weiterleiten. Das erhöht die Geschindigkeit und die Skalierbarkeit des Internets.
    Ironischer Weise nutzen moderne Mobilfunknetze wie LTE/5G wieder eine Fehlerkontrolle pro Hop, da drahtlose Verbindungen störanfälliger sind.

    Es gibt heute noch Banken, die X.25 für ihre ATM-Transaktionen nutzen und auch in der Flugsicherung (ACARS), sowie in Bahnleitsystemen kommt es teilweise noch zum Einsatz.


    Anmerkung: Die International Telecommunication Union - Telecommunication Standardization Sector (kurz: ITU-T, Deutsch etwa: Internationaler Telekommunikationsverband - Sektor für Telekommunikationsstandardisierung) ist der "Technik-Arm" der ITU, welche ursprünglich als International Telegraph Union am 17.05.1865 in Paris gegründet wurde. 1932 wurde dann das "Telegraph" durch "Telecommunication" ersetzt.
    Referenzschichtmodelle - Learn IT
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    Referenzschichtmodelle

    Was sind Referenzschichtmodelle?

    Ein Referenzschichtmodell stellt die komplexe Kommunikation innerhalb von Netzwerken strukturiert aufgeteilt in Schichten (Englisch: Layers) dar. Jede Schicht übernimmt klar definierte Aufgaben und bietet eine standardisierte Schnittstelle. Darüber hinaus können durch die Nutzung desselben Referenzmodells unterschiedliche Unternehmen Produkte entwickeln, welche untereinander kompatibel sind.
    Heutzutage werden, mit sehr seltenen Ausnahmen, drei verschiedene Schichtmodelle genutzt. OSI, TCP/IP und IEEE 802.


    Die Zwecke von Referenzschichtmodellen

  • Komplexitätsreduktion
  • Modularisierung
  • Herstellerübergreifende Interoperabilität
  • Erleichterte Fehlerlokalisation
  • Unabhängig von spezifischer Hardware und spezifischen Technologien

  • Das OSI-Modell

    OSI steht für Open Systems Interconnection (Deutsch etwa: Offene Systemverbindung) wurde 1977 von der ISO (International Organization for Standardization, Deutsch: Internationale Standardisierungsorganisation) initiiert und wurde 1984 als ISO 7498 veröffentlicht. Das OSI-Modell wurde als universelles Standardmodell für alle Netzwerke entwickelt.


    Schichten und Aufgaben des OSI-Modells


    Das OSI-Modell in der Praxis

    Das OSI-Modell wird zur Strukturierung von Protokollen, Netzwerktheorie und Lehre genutzt. Praxisnahe Implementierungen orientieren sich nur grob daran.


    Das TCP/IP-Modell

    Die ARPA, später DARPA ((Defense) Advanced Research Projects Agency, Deutsch etwa: Behörde für fortschrittliche (Verteidigungs-) Forschungsprojekte) entwickelte das TCP/IP-Modell in den 1970er Jahren für ihr ARPANET (Advanced Research Projects Agency NETwork). 1983 wurde das TCP/IP das Standardmodell im ARPANET.


    Interessanter Fakt: Das ARPANET wurde entwickelt, um im Kriegsfall Infrastruktur zerstören zu können, während es selbst sogar einen atomaren Angriff überstehen sollte. Es ist der direkte Vorgänger des heutigen Internets. Die ARPA wurde 1958, also ein Jahr nach dem "Sputnik-Schock", gegründet, weil die USA technologisch nie wieder überrascht werden wollten. Die "Defense"-Ergänzung (ARPA → DARPA) erfolgte dann 1972.

    Schichten und Aufgaben des TCP/IP-Modells

    5 Anwendungsschicht Alle anwendungsnahen Protokolle (z.B. HTTP, FTP, SMTP) (OSI 5-7)
    4 Transportschicht Ende-zu-Ende-Kommunikation (TCP, UDP)
    3 Internetschicht Routing und logische Adressierung (z.B. IP, ICMP, ARP)
    2 Sicherungsschicht Fehlerkontrolle, Rahmung, Zugriffskontrolle (z.B. MAC-Adressen)
    1 Physische Schicht Übertragung von Bits via Stecker, Kabel und/oder Signalpegel

    Anmerkung: Ursprünglich war das TCP/IP-Modell nur mit vier Schichten ausgestattet, dabei sind die ersten beiden Schichten als sogenannte Netzzugangsschicht vereint. Die Nummer der restlichen Schichten werden entsprechend um 1 verringert. Das 5-schichtige TCP/IP-Modell ist aber praxisgerechter und funktional korrekter als das 4-Schichtige.

    Das TCP/IP-Modell in der Praxis

    Das TCP/IP-Modell ist das praktisch umgesetzte Modell des Internets, es ist flexibler als das OSI-Modell und konkret auf die Internet-Protokollfamilie (IPv4, IPv6, HTTP, FTP, DNS, DHCP, SMTP, POP3, usw.) ausgelegt, daher wird es in der Netzwerktechnik und -administration als praktisches Schichtmodell genutzt.


    Das IEEE 802-Modell

    Das Institute of Electrical and Electronics Engineers (kurz: IEEE, Deutsch etwa: Ingenieursvereinigung für Elektrotechnik und Elektronik) entwickelte im Jahr 1980 das IEEE 802-Modell, welches seit dem Standards für lokale Netzwerke (LANs) und stadtweite Netzwerke (MANs) spezifiziert. Dieses Referenzmodell beschränkt sich auf die ersten beiden Schichten des OSI-Modells bzw. des 5-schichtigen TCP/IP-Modells.


    Anmerkung: Die 802 ist tatsächlich einfach nur die Projektnummer. Die IEEE hat im Februar, also im 2. Monat, des Jahres 1980 ein Komitee zur Standardisierung von lokalen Netzwerken (LANs) und stadtweiten Netzwerken (MANs) gegründet und die Projektnummer setzte sich einfach aus dem Jahr (80) und dem Monat (2) zusammen.

    Schichten und Aufgaben des IEEE 802-Modells

    1. Bitübertragungsschicht: Übertragung von Bits via Stecker, Kabel und/oder Signalpegel.
    2. Sicherungsschicht: Diese Schicht wird weiter unterteilt:
      1. Logical Link Control (LLC, IEEE 802.2): Rahmensteuerung, Fehlerbehandlung, Flusskontrolle.
      2. Media Access Control (MAC, IEEE 802.3): Zugriffssteuerung, Adressierung, Kollisionsvermeidung.

    Interessantes: Die IEEE ist mit über 400.000 Mitgliedern die weltweit größte Berufsorganisation für Ingenieure. Sie entstand im Jahre 1963 aus der Fusion des 1884 gegründeten AIEE (American Institute of Electrical Engineers, Deutsch etwa: Amerikanisches Institut für Elektroingenieure) und dem 1912 gegründeten IRE (Institute for Radio Engineers, Deutsch etwa: Institut für Funkingenieure).

    Bedeutung

    IEEE 802 spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung physischer Netzwerke und LAN-Technologien. Insbesondere für Hardwarehersteller und Netzwerkprotokolle sind diese Standards essenziell, da sie eine einheitliche Grundlage für Kompatibilität und Interoperabilität schaffen. Durch IEEE 802 wird sichergestellt, dass Geräte verschiedener Hersteller nahtlos zusammenarbeiten können.


    Beispiele

    IEEE 802 umfasst zahlreiche Unterstandards, die verschiedene Netzwerktechnologien definieren:


    Vergleich der Modelle

    Aspekt OSI TCP/IP IEEE 802
    Schichten 7 5 (4) 2
    Fokus Universelles Lehrmodell Praktisches Internetmodell LAN/MAN, Schicht 1 und 2
    Nutzung Lehre, Strukturierung Internet, reale Netzwerke LAN-Standards (Ethernet, WLAN)
    Modularität Hoch Weniger hoch Auf Schicht 1 und 2 beschränkt
    Flexibilität Hoch, aber komplex Sehr flexibel und pragmatisch Für physische Netzwerke optimiert

    Interessante Details und Trivia


    Weitere (historische) Referenzschichtmodelle

    SNA

    Die Systems Network Architecture (SNA) wurde 1974 von IBM entwickelt und war eine hierarchische Netzwerkarchitektur speziell für die Kommunikation zwischen Großrechnern. SNA definierte klare Kommunikationsschichten, war jedoch exklusiv auf IBM-Maschinen ausgelegt und nicht als offener Standard verfügbar. Es ähnelt mit seinen sieben Schichten grob dem OSI-Modell. Die Schichten waren:

    7 Transaction Services Layer Anwendungslogik
    6 Presentation Services Layer Datenformatierung
    5 Data Flow Control Layer Sitzungssteuerung
    4 Transmission Control Layer Verbindungsmanagement
    3 Path Control Layer Routing, Paketvermittlung
    2 Data Link Control Layer Rahmenbildung, Fehlerkontrolle
    1 Physical Control Layer Bitübertragung

    SNA wurde in den 1980er Jahren vereinfacht zu APPN und APPC, welche heute noch vereinzelt in sogenannten Legacy-Systemen (Legacy = Erbe, Altlast) wie z.B. in Banken benutzt werden. es ist immer IBM spezifisch geblieben.


    DECnet

    Die DECnet-Architektur entstand 1975 durch die Digital Equipment Corporation (DEC) und basiert auf einem 5-Schicht-Modell.
    Die Schichten des verbreitetsten Modells (Phase IV) waren:

    5 Application Layer Dienste wie Dateitransfer
    4 Network Layer Routing, Adressierung
    3 Transport Layer Ende-zu-Ende-Kommunikation
    2 Data Link Layer MAC-Adressen, Fehlererkennung
    1 Physical Layer Hardware, z.B. Stecker, Kabel, Ethernet

    DECnet Phase V migrierte 1987 zu OSI-Standards, um in der internationalen Technologieentwicklung kompatibel zu bleiben, denn zu jener Zeit etablierten sich OSI und TCP/IP als Standard in der IT-Welt, wobei TCP/IP das Rennen letztendlich gewann.
    DEC wurde 1998 von Compaq übernommen.


    AppleTalk

    Apple führte 1985 AppleTalk als Protokollfamilie für lokale Netzwerke ein. Obwohl AppleTalk eigene Schichtkonzepte enthielt, wurden diese nie formal standardisiert, sondern blieben auf Apple-Geräte beschränkt.
    Es nutzte ein informelles, 6-schichtiges Modell:

    6 Application Layer z.B. Apple Filing Protocol (AFP)
    5 Session Layer AppleTalk Session Protocol (ASP)
    4 Transport Layer AppleTalk Transaction Protocol (ATP)
    3 Network Layer Datagram Delivery Protocol (DDP)
    2 Data Link Layer LocalTalk Link Access Protocol (LLAP)
    1 Physical Layer z.B. LocalTalk über RS-232

    AppleTalk wurde von 1999 - 2009 vollständig aus den Betriebssystemen von Apple entfernt und durch TCP/IP kompatible Protokolle ersetzt.


    X.25

    Ein früher Standard für paketvermittelte Netzwerke war X.25, entwickelt von der ITU-T im Jahre 1976. Es dominierte vor TCP/IP, besonders in Europa, und war Grundlage für viele erste kommerzielle Datennetze (z.B. Datex-P in Deutschland).
    Hierbei handelt es sich um ein 3-schichtiges Modell:

    3 Network Layer (PLP) Adressierung via X.121-Adressen (eine Vorversion von IP-Adressen)
    2 Link Layer (LAP-B) Fehlerkorrektur pro Hop ("reliable wires")
    1 Physical Layer RS-232, V.24 (analog) oder ISDN (digital)

    Interessanter Fakt: TCP/IP übernahm das Prinzip der Fehlerkorrektur von X.25, verlagerte sie jedoch von einer Hop-zu-Hop-Kontrolle (jeder Knoten prüft) zu einer Ende-zu-Ende-Kontrolle. Dadurch müssen Router nur noch "dumm" Pakete weiterleiten. Das erhöht die Geschindigkeit und die Skalierbarkeit des Internets.
    Ironischer Weise nutzen moderne Mobilfunknetze wie LTE/5G wieder eine Fehlerkontrolle pro Hop, da drahtlose Verbindungen störanfälliger sind.

    Es gibt heute noch Banken, die X.25 für ihre ATM-Transaktionen nutzen und auch in der Flugsicherung (ACARS), sowie in Bahnleitsystemen kommt es teilweise noch zum Einsatz.


    Anmerkung: Die International Telecommunication Union - Telecommunication Standardization Sector (kurz: ITU-T, Deutsch etwa: Internationaler Telekommunikationsverband - Sektor für Telekommunikationsstandardisierung) ist der "Technik-Arm" der ITU, welche ursprünglich als International Telegraph Union am 17.05.1865 in Paris gegründet wurde. 1932 wurde dann das "Telegraph" durch "Telecommunication" ersetzt.